Nachdem ich gestern von meinen, eher negativen Eindrücken der Wellness Plus berichtet habe, geht der Report jetzt in die zweite Runde. Es geht um Gedanken zur Zielgruppe. Außerdem gab es tatsächlich auch Stände, die mich beeindruckt haben. Nur (leider) gehörten die nicht zur Wellness-Messe, sondern zur Grünen Woche.
Die Menschen, die die Wellness Plus ansprechen will, sind der Internetseite zufolge „alle“. Das heißt, mehr oder minder soll jeder, der sich irgendwie im weitesten Sinne für das Thema interessiert, auf seine Kosten kommen. Der Versuch diese Brücke zwischen sämtlichen Generationen zu schlagen, war zweifellos da. Allein, die Umsetzung war mangelhaft.
Was ist der Grund? Ich nahm zuerst an, es fehle an wirklicher Zielgruppenplanung, die mit einer gewissen Prise Halbherzigkeit gewürzt war. Denn ja, natürlich wurden alle Altersgruppen angesprochen: Da gab es für Kinder und Jugendliche den einen oder anderen Sportverein, außerdem für Technikinteressierte die Möglichkeit, eine kleine Hand-Konsole zu testen, auf der man einen Augentest machen konnte und die Vorstellung einer großen Spielekonsole, die dazu animiert, sich beim Computerspiel zu bewegen. Sport gehört zu Wellness, das ist keine Frage. Aber gerade diese „Spielecke“ kam mir, auch wenn sie mein Herz sehr erfreute, wie eine große Sammelstelle für junge Menschen vor. Während die Mutti mit der Oma die (teuren) Messeartikel bewundert, darf Papa mit dem Nachwuchs eine Runde spielen.
Zunächst dachte ich, mein zutiefts subjektiver Eindruck sei nur durch die Atmosphäre entstanden. Also die eher älteren und/oder betuchteren Mitbesucher um mich herum. Nachdem ich die Situation analysiert habe, komme ich zu dem Schluss: Gerade aufgrund des Altersdurchschnittes des Grüne Woche Besuchers, der ja die Eintrittskarte für die Wellness Plus ganz nebenbei erhält (es wird übrigens erst im nächsten Jahr eine separate Eintrittskarte geben, nicht wie angekündigt, schon 2008), sind die Messestücke, wie sie sind: für denjenigen ausgelegt, der auch etwas tiefer in die Tasche greifen kann und dies für ein Stück Luxus-Wellness auch durchaus möchten. Auf die Idee kam ich, weil ich ja schon im Eingangsbereich das Publikum analysiert hatte und dies auch fortführen konnte, während ich mich durch die Messehallen drängelte. Da trifft man zuvorderst Gruppen älterer Leute, dann Schulklassen. Letztere findet man später in kleineren Grüppchen, undzwar dort, wo Bier und ähnliches ausgeschenkt wird. Die älteren Leute sind die wirklich interessierten Besucher. Sie verweilen hier und da, um Lebensmittel zu bestaunen und sich den einen oder anderen Likör zu gönnen. Dann habe ich unter den Menschen noch vereinzelt Paare entdeckt, deren Gesichtsausdruck (anfangs semi-interessiert), spätestens ab Halle 12 zu angewidert/gestresst mutierte. Ich kann es verstehen.
Angesichts dieser Zusammensetzung, kann man auch das Angebot der Wellness-Messe nachvollziehen. Geld verdient man nuneinmal nur, wenn man, möglichst teure Produkte, an den Mann oder die Frau bringt. Teure Dinge können sich nur Wenige leisten. Studenten wie ich gehören augenscheinlich nicht dazu. Mir bleibt wohl nur, die billigen Angebote im Wellnessbereich wahrzunehmen. Baden zum Beispiel, leider habe ich aber nur eine Dusche. Muss ich jetzt auf Entspannung verzichten, bis ich gut verdiene? Glücklicherweise nicht, denn Wellness kann man auch in klein machen: Kopfmassierer, Do-it-yourself-Peeling und selbstangerührter Gesichtsmaske sei dank.
Doch zum Abschluss noch einen positiven Eindruck der Messe. Es soll ja nicht alles schlecht gewesen sein. Da gab es den Stand eines bekannten Lebensmittelproduzenten. Hier konnte man, bei Kaffee oder Wasser, eine kostenlose Ernährungsberatung erhalten. Die Ärztin, die mich beriet, konnte mir zwar im Großen und Ganzen nicht soviel Neues berichten, aber für Menschen, die sich noch nicht im Detail mit Ernährungszusammensetzung und Co. beschäftigt haben, ein wirklich nützliches Angebot, das man sonst bezahlen muss. Hier bekam man sogar noch einige nette Werbegeschenke. Positiv ist mir auch die Bio-Halle aufgefallen. Nicht zu eng aufgebaut, viele Kostpröbchen, eine Kochshow und insgesamt einfach sehr informativ und angenehm.
Wer also den Drang verspürt, noch schnell die Grüne Woche zu besuchen, sollte sich im Bereich „Ernährung“ etwas länger aufhalten und es anderen Menschen überlassen, sich durch die engen Hallen zu drängen.
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