Der politisierte Alltag in der ehemaligen DDR betraf natürlich auch die körperliche Betätigung der Menschen.
Dass wir heute in ein Fitness-Studio gehen oder uns in Yoga-Schulen entspannen, ist längst eine Selbstverständlichkeit. In der Zeit vor der Wende waren derartige Dinge absolut unbekannt. Die Menschen trieben trotzdem Sport, in öffentlichen Turnhallen zum Beispiel. Man schloss sich zu diesem Zwecke oft einer „Betriebssportgemeinschaft“ an. Träger und meist auch Namensgeber der „BSG“ waren die großen Betriebe.
Vordergründiger Sinn war die staatliche Förderung des so genannten „Breitensports“. So wie in der heutigen Zeit Initiativen dazu aufrufen, fünfmal am Tag Obst und Gemüse zu essen und Sport zu treiben, so war es auch der DDR-Führung ein Anliegen, die Bevölkerung mit Losungen wie „Mach mit, bleib fit!“ zu sportlicher Betätigung anzuregen. Da sollte vereinsgeleitet Tischtennis gespielt, Leichtathletik betrieben und geturnt werden. Die Kinder wurden innerhalb der Pionierbewegungen ebenfalls früh daran gewöhnt, dass Sport wichtig ist. Ich kann mich noch schwammig an so genannte „Pioniernachmittage“ erinnern, die mit Wettläufen und Turnieren gespickt wurden. Obwohl ich selbst aufgrund meines Alters nicht sehr oft an solchen Veranstaltungen teilnehmen musste, im Gedächtnis hängen geblieben sind sie mir. Fernsehsendungen wie „Mach mit, mach´s nach, mach´s besser“ taten ihr übriges.
Doch trotz staatlicher Bemühungen hatte auch die DDR ein Problem mit fehlender körperlicher Betätigung. Das Problem vermehrter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und das des Übergewichts in der Bevölkerung ist also kein Nach-Wende-Thema. Man war zwar oft Mitglied in einem der Sportverbände, aber regelmäßige Bewegung war nur bei ungefähr zehn Prozent der Bevölkerung ein Thema. Aerobic ergänzte irgendwann in den 70-ern den Wettkampf- und Breitensport und konnte dann doch noch manche Menschen vom Sofa locken. Um sich abzuheben, wurde diese Art der körperlichen Bewegung im Osten übrigens „Pop-Gymnastik“ genannt.