In der Naturheilkunde spielen Bitterstoffe von jeher eine große Rolle. Sie sind für die Wirksamkeit etwa eines Drittels der traditionell verwendeten Heilpflanzen verantwortlich. Die Anwendungsgebiete sind vielfältig.
Viele von uns nehmen täglich Bitterstoffe in Form von Koffein (und anderen) im Kaffee zu sich. Dass dieser eine Wirkung auf unseren Körper hat, wird niemand bestreiten. Im Rampenlicht stehen Bitterstoffe aktuell, da sie bei der Gewichtsreduktion helfen sollen sowie antidepressive und weitere gesundheitsfördernde Wirkungen haben sollen. Die größte medizinische Bedeutung hat das Chinin aus der Chinarinde, das zur Therapie der Malaria dient.
Was sind eigentlich Bitterstoffe?
Es gibt zahlreiche natürliche Bitterstoffe, die zu verschiedenen Substanzgruppen gehören, ihnen ist nur der bittere Geschmack gemein. In der Natur schützen sich Pflanzen damit, indem sie für ihre Feinde ungenießbar werden. Manchmal sind diese Stoffe sogar giftig, wie zum Beispiel Solanin, das in den grünen Anteilen von Kartoffeln und Tomaten vorkommt. Im Fall der Kartoffeln wurde der Solaninanteil zunehmend herausgezüchtet, was sie besser verträglich macht. Auch bei anderen Pflanzen wurde der Bitterstoffgehalt durch Zucht reduziert. Meist diente das dem Ziel der Geschmacksverbesserung, denn Bitteres finden wir nicht von Geburt an lecker. Die Bitterliebe Wirkung braucht eine gewisse Gewöhnung unserer Geschmackssensoren.
Förderung der Verdauung
Eine Hauptwirkung der Bitterstoffe liegt in der Förderung und damit Verbesserung der Verdauung, was den Appetit regulieren hilft. Der Genuss von bitteren Lebensmitteln führt reflexiv zur Produktion verschiedener Verdauungssäfte, wie Speichel, Magensäure und Galle. Auch die Darmtätigkeit wird positiv beeinflusst, sodass sogar eine unterstützende Anwendung bei schweren, entzündlichen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn, empfohlen wird. Wenn Sie ohnehin zu viel Magensäure produzieren oder sogar ein Geschwür im Magen oder Zwölffingerdarm haben, sollten Sie allerdings eher auf Bitterstoffe verzichten.
Wenn Sie Körpergewicht reduzieren wollen, kommt Ihnen entgegen, dass wir Lust auf Süßes mit dem Genuss von Bitterem verlernen können. Geeignet sind hierfür zum Beispiel Grapefruit, Oliven oder Kaffee. Auch viele Salatpflanzen, wie Rucola, Endivien und Chicorée, enthalten Bitterstoffe.
Bitterstoffe für die Seele?
Als allgemeines Kräftigungsmittel und bei psychosomatischen Beschwerden werden Bitterstoffe in der Naturheilkunde schon seit Langem eingesetzt. Auch eine antidepressive Wirkung wird ihnen nachgesagt. Dies erklärt sich möglicherweise durch direkt im Darm gelegene Bitterstoff-Rezeptoren, wodurch eine Verbindung zu unserem „Darmhirn“ besteht, das eng mit dem „Kopfhirn“ zusammenarbeitet.
Stoffe, die unsere Blut-Hirn-Schranke überwinden, können direkt an den Bitterstoff-Rezeptoren im Gehirn wirken, wie Koffein.
Schönere und gesündere Haut durch Bitterstoffe
Äußerlich angewendet können Bitterstoffe die Hautbarriere stärken, denn auch unsere Haut hat eigene Bitterstoff-Rezeptoren. Damit soll unter anderem die Kollagenbildung unterstützt und Austrocknung verhindert werden. Die Bitterstoffe können entzündungshemmend wirken und werden daher bei Neurodermitis und Schuppenflechte eingesetzt.
Natürliche Bitterstoffe als Nahrungsergänzungsmittel
Wenn Sie die beschriebenen positiven Wirkungen der Bitterstoffe nutzen möchten, sich aber doch schwertun mit dem Geschmack, können Sie auf Präparate in Form von Kapseln, Pulvern oder Tropfen zurückgreifen. Meist enthalten diese Mischungen verschiedener Pflanzenextrakte. Halten Sie sich an die Dosierungsempfehlung, ein Zuviel kann die positiven Wirkungen in ihr Gegenteil verkehren.
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